Vergänglichkeit
Verachte nicht den Tod, sondern befreunde dich mit ihm, da auch er naturgewollt ist …
Du wirst in dem verschwinden, was dich erzeugt hat … Durchwandere das Winzige deiner Zeit naturgemäß und beende es heiter, als fiele die reif gewordene Olive herab, preisend den Boden, der sie trug und dankend dem Baum, der sie nährte.
Das antike Weisheitsdenken, das die heitere Ruhe der Seele anstrebte, legte großen Wert darauf, dem Menschen die Angst vor dem Tod und dem Sterben zu nehmen. Sie erkannte, dass diese Angst die Freude am Leben erheblich beeinträchtigen kann. Ein erster Schritt, diese Angst zu überwinden, ist es, den Tod als etwas Natürliches und Unausweichliches anzusehen, wie es Marc Aurel in dem Zitat tut. Es ist die Einsicht in den natürlichen Lauf der Dinge, die uns den Schrecken nehmen soll.
Und noch etwas sagt uns der Philosophenkaiser: Das bloße Wissen nutzt wenig. Nur wo das Wissen verinnerlicht und fester Teil der eigenen Lebenshaltung geworden ist, nur dort entfaltet es seine wohltuende Wirkung und vertreibt die Angst. So steht es mit aller Lebensweisheit: Sie ist bisweilen einfach zu verstehen, aber schwierig zu leben, denn dazu braucht es viel Übung. Das möchte Marc Aurel sagen: Erst wenn der Tod unser Freund geworden ist, der natürliche Begleiter unseres Lebens, haben wir die Angst vor ihm überwunden. Seine Allgegenwart in Form der Vergänglichkeit von allem muss uns bewusstwerden und sich uns fest eingeprägt haben, ohne uns zu verdüstern oder uns die Freude am Leben zu nehmen.
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Nutzen Sie die täglichen "Worte der Weisheit", um fünf Minuten Atem und Geist zu beruhigen, still zu werden und sich auf das Wesentliche Ihres Lebens zu konzentrieren.