Wissen
Es gibt fünf leidvolle Spannungen in der Seele, deren Ursache stets mangelndes Wissen ist.
So könnten folgende drei Yoga-Sutren des Patañjali zusammengefasst werden:
„Die fünf leidvollen Spannungen sind: Nichtwissen, Ichverhaftung, Begierde, Hass und Selbsterhaltungstrieb.
Das Nichtwissen ist der Nährboden der anderen (vier Spannungen), ob sie schlummern, verringert, gespalten oder in voller Aktivität sind.
Nichtwissen (avidya) ist (die falsche Anschauung), die das Vergängliche für unvergänglich, das Unreine für rein, das Leidvolle für Freude und das Nicht-Selbst für das Selbst hält.”
Wir denken beispielsweise häufig, dass unser Besitz und unsere gesellschaftliche Stellung sicher, unsere selbstsüchtigen Motive gerechtfertigt seien, die bloße Befriedigung unserer Begierden schon das ersehnte Lebensglück sei, unser Charakter und unsere Eigenheiten der unveränderbare Kern unserer Persönlichkeit seien. Weil das aber – nach Patañjali – falsche Vorstellungen sind, leiden wir am Leben. Nach Auffassung Patañjalis und der altindischen Philosophie lässt sich jedes seelische Leid auf falsche Vorstellungen und vermeintliches Wissen zurückführen. Der bedeutende Indologe Heinrich Zimmer zählte die Yoga-Sutren des Patañjali zu den „erstaunlichsten Werken philosophischer Prosa in der ganzen Weltliteratur”. Ein hoch gegriffenes, aber bemerkenswertes Urteil.
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