Besonnenheit
Alarmruf. Abends und nachts Waffen. Fürchte nichts.
Das Zitat stammt aus dem „Buch der Wandlungen“ (Yijing, I Ging), dem ältesten Weisheitsbuch der Chinesen und vielleicht der Menschheit überhaupt. Der Übersetzer Richard Wilhelm erläutert den Ausspruch:
„Bereit sein ist alles. Entschlossenheit ist mit Vorsicht untrennbar verbunden. Wenn man sorgfältig und besonnen ist, so braucht man nicht zu erschrecken und aufgeregt zu werden. Wenn man allezeit wachsam (achtsam) ist, solange noch keine Gefahr da ist, so ist man gewappnet, wenn die Gefahr naht, und braucht sich nicht zu fürchten. Der Edle (Weise) ist auf der Hut vor dem, was noch nicht zu sehen ist, und besorgt vor dem, was noch nicht zu hören ist; darum weilt er inmitten der Schwierigkeiten, als wären es keine Schwierigkeiten. Wenn man seinen Charakter ausbildet, so fügen sich einem die Menschen von selbst. Siegt die Vernunft, so ziehen sich die Leidenschaften von selbst zurück. Besonnen sein und nicht die Rüstung vergessen, das ist der rechte Weg zur Sicherheit.“
Das ist ein starkes Plädoyer für Besonnenheit und Achtsamkeit. Andererseits kann kein belastendendes Besorgtsein gemeint sein. Der Satz „inmitten der Schwierigkeiten weilen, als wären es keine“ deutet vielmehr auf Gelassenheit und innere Ruhe hin. „Leidenschaften“ ist hier – wie bei allen antiken Texten – negativ zu verstehen als eine übermäßige Begierde, die Abhängigkeit und Leiden schafft. Statt „der rechte Weg zur Sicherheit“ könnte man auch sagen: der rechte Weg zu einem angstfreien Leben. Wer aber die Angst überwunden hat, der hat nach Meinung der Alten einen sehr großen Schritt zu einem glücklichen Leben gemacht.
____________________________________________________________
Nutzen Sie die täglichen "Worte der Weisheit", um fünf Minuten Atem und Geist zu beruhigen, still zu werden und sich auf das Wesentliche Ihres Lebens zu konzentrieren.