Besonnenheit
Hör auf mit dem Streit und zücke das Schwert nicht!
Der Altphilologe Bruno Snell (1896-1986) schreibt: „Die erste Mahnung zur Tugend in der griechischen Literatur steht im ersten Buch der Illias (Homer, etwa 8. Jh. v. Chr.) ... : Als Achill zornig dem Agamemnon mit dem Schwert zu Leibe gehen will, hält (die Göttin) Athena ihn zurück und meint (Vers 207): ‚Ich komme vom Himmel, um deinen ménos (ménos, d.h. deinem leidenschaftlichen Drang, deiner erregten Bewegung) ein Ende zu machen, wenn du mir folgst ... Hör auf mit dem Streit und zücke das Schwert nicht!’ Schon in der Antike hat man dies als Mahnung zur Besonnenheit aufgefasst ...“ Athena weiter:
„ ... Denn ich sage dir an, und das wird wahrlich
vollendet:
Einst wird dir noch dreimal so herrliche Gabe
geboten
Wegen der heutigen Schmach. Drum fasse dich nun und
gehorch uns.“
Man fährt besser mit der Besonnenheit. Kurz darauf antwortet Achill:
„Euer Wort, o Göttin, geziemet es wohl zu
bewahren,
Welche Wut auch im Herzen sich hebt; denn solches
ist besser.“
Athena ist die Göttin der Weisheit. Homer sagt mithin: Der Weisheit zu folgen statt dem Affekt bringt am Ende größeren Gewinn. Wir können erahnen, warum die alten Griechen in Homers Epen ein „Handbuch der Lebensweisheit“ gesehen haben und ständig aus ihm zitierten.
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Nutzen Sie die täglichen "Worte der Weisheit", um fünf Minuten Atem und Geist zu beruhigen, still zu werden und sich auf das Wesentliche Ihres Lebens zu konzentrieren.