Gewohnheit
Es gilt, schlechte Gewohnheiten auszurotten, aber harmlose Gewohnheiten zu dulden.
Im „Buch der Wandlungen“ (Yijing, I Ging) heißt es beim 30. Doppelzeichen (Das Haftende, das Feuer) zur obersten Linie (jedes Doppelzeichen besteht aus sechs Linien, denen je nach Lage und Zusammenhang eine bestimmte Bedeutung zukommt):
„Der
König zog aus, um die Dinge in die rechte Ordnung zu bringen. Vom Himmel mit
dem Sieg gesegnet, vernichtete er den Anführer (der Rebellen). Von einer
Bestrafung der Anhänger (des Anführers) sah er jedoch ab – kein Verstoß!“
Richard
Wilhelm, ein guter Kenner der altchinesischen Philosophie, erläutert die Stelle
wie folgt:
„Der Zweck der Züchtigung ist, Zucht zu schaffen (wohltuende Ordnung), nicht blindlings Strafe walten zu lassen. Es gilt, das Übel an der Wurzel zu heilen. Im Staatsleben gilt es, die Rädelsführer zu beseitigen, aber die Mitläufer zu schonen. Bei der Selbstbildung gilt es, schlechte Gewohnheiten auszurotten, aber harmlose Gewohnheiten zu dulden. Denn allzu strenge Askese führt wie allzu strenge Strafgerichte zu keinem Erfolg.“
In den alten Weisheitstexten, insbesondere bei den Chinesen, findet sich häufig der Hinweis, dass wir bei der Anwendung von weisen Lebensregeln eine gewisse Flexibilität und Milde wahren und starre Rigorosität vermeiden sollten. Das Weiche siegt immer, heißt es bei Laotse. Wir sollen an unseren Schwächen arbeiten, aber stets aus einer Haltung nachsichtiger Liebe zu uns selbst heraus. Diese Liebe ist kein Narzissmus, sondern Dankbarkeit gegenüber dem Geschenk des Lebens, von dem wir wissen, dass es im Bereich des Menschlichen unvollkommen ist.
Nutzen Sie die täglichen "Worte der Weisheit", um fünf Minuten Atem und Geist zu beruhigen, still zu werden und sich auf das Wesentliche Ihres Lebens zu konzentrieren.