I Ging - Das Buch der Wandlungen
Stillehalten seines Rückens, so daß er seinen Leib nicht mehr empfindet.
Das 52. Doppelzeichen des I Ging zeigt im oberen und unteren Zeichen einen Berg, was auch als Stillehalten verstanden werden kann. In dem Urteil zu diesem Zeichen heißt es:
„Stillehalten seines
Rückens,
so daß er seinen Leib nicht mehr empfindet.
Er geht in seinen Hof und sieht nicht seine Menschen.
Kein Makel.“
Richard Wilhelm weist in seinem Kommentar darauf hin, dass es darum gehe, die „Ruhe des Herzens“ zu erlangen. Anders als im Buddhismus, wo dies durch ein Abklingen jeder Bewegung angestrebt werde, sei der Standpunkt des I Ging, dass Ruhe nur ein polarer Zustand sei, der als seine Ergänzung dauernd die Bewegung habe. Gewagt ist seine Vermutung, dass der Text vielleicht „Anweisungen zur Yogaübung“ enthalte. Während ein Einfluss der indischen Praxis des Yoga auf das chinesische Denken in dieser frühen Zeit sehr zweifelhaft ist, liegt es nahe, dass auch die alten Chinesen die wohltuende Wirkung von Meditationspraktiken erkannt hatten. Wilhelm fährt fort:
„Das Zeichen ist Ende und Anfang aller Bewegung. Der Rücken wird genannt, weil im Rücken alle Nervenstränge sich befinden, die die Bewegung vermitteln. Wenn man die Bewegung dieser Rückenmarksnerven zum Stillstand bringt, so verschwindet sozusagen das Ich in seiner Unruhe. Wenn nun der Mensch innerlich so ruhig geworden ist, dann mag er sich der Außenwelt zuwenden. Er sieht in ihr nicht mehr den Kampf und das Gewühl der Einzelwesen und hat deshalb die wahre Ruhe, wie sie nötig ist, um die großen Gesetze des Weltgeschehens zu verstehen und dementsprechend zu handeln. Wer aus dieser Tiefenlage heraus handelt, der macht keinen Fehler.“
Wir finden ganz ähnliche Gedanken in der Stoa, wenn sie ihr Ideal einer „Unerschütterlichkeit des Weisen“ beschreiben.
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Nutzen Sie die täglichen "Worte der Weisheit", um fünf Minuten Atem und Geist zu beruhigen, still zu werden und sich auf das Wesentliche Ihres Lebens zu konzentrieren.