Wagenlenker
Der Engel in der Brust muss wachsen, das vielköpfige Ungeheuer in einem aber gezähmt werden.
Platon entwarf ein berühmtes Bild von der Seele und deutete an, wie man mit ihr umgehen sollte, wenn man ein glückliches Leben führen wolle. In einem Dialog heißt es:
„So stelle dir die Gestalt eines mannigfach zusammengesetzten und vielköpfigen Ungeheuers vor, das rundum Köpfe von teils zahmen, teils wilden Tieren hat, und dabei im Stande ist, sich in alle diese Tiere zu verwandeln und auch alle diese Tiere aus sich zu erzeugen. ... Wolle man gerecht handeln, so müsse man in Tat und Wort sich so betragen, dass dadurch der Engel der Brust immer kräftiger werde und dass auf die Zähmung jenes vielköpfigen Ungeheuers viel Sorgfalt verwendet werde, indem man dem Ackerbauer gleich die guten Triebe nährt und pflegt, die wilden am Emporwuchern hindert, mutig und entschlossen für die Bildung aller Seelenbestandteile zusammen Sorge trägt, sie untereinander sowohl wie mit sich selbst befreundet und in diesem Zustand erhält.“
In seinem Hauptwerk, der „Staat“, aus dem das Zitat stammt, weist er auf die Parallelen hin, die zwischen einem gut geführten Staat und dem richtigen Umgang mit den eigenen Seelenkräften bestehen. Glücklich wird das Leben dann, wenn man sich selbst gerecht wird und die vielen unterschiedlichen Bedürfnisse und Kräfte in der Seele in einen harmonischen Ausgleich bringt. Unter ihnen darf es weder Zwiespalt noch ungelöste Konflikte geben. Man muss sich annehmen, wie man ist, aber jedem „Seelenteil“ nur soviel Raum im Leben geben, dass „Seelenfrieden“ herrscht und man sich „in seiner Haut wohl fühlt“. Dazu muss man das Übermütige in einem zähmen, das Zaghafte aber antreiben. Den Talenten, Begabungen und wohltuenden Impulsen muss man nachgehen, die negativen, belastenden und schädlichen Affekte aber beherrschen und möglichst klein halten.
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Nutzen Sie die täglichen "Worte der Weisheit", um fünf Minuten Atem und Geist zu beruhigen, still zu werden und sich auf das Wesentliche Ihres Lebens zu konzentrieren.