Wagenlenker
Das Handeln des Menschen besteht darin, die Yin- und Yang-Kräfte nutzend zu durchdringen und dadurch Werke zu schaffen.
Der chinesische Philosoph Wang Fu sieht die Aufgabe des Menschen darin, die in ihm selbst vorhandenen polaren Kräfte nach dem Vorbild der Natur in einen Ausgleich zu bringen. Unter anderem bedient auch er sich der Metapher des Wagenlenkers, wenn er schreibt:
„Der Himmel nimmt seinen Ursprung im Yang – im männlichen Prinzip; die Erde nimmt ihren Ursprung im Yin – im weiblichen Prinzip; der Mensch nimmt seinen Ursprung im harmonischen Zusammenstrom der Kräfte von Himmel und Erde. Diese drei Wesenheiten haben verschiedene Wirkungsweisen, und doch erfüllen sie ihre Aufgaben in gegenseitiger Abhängigkeit voneinander … Das Handeln des Menschen besteht darin, die Yin- und Yang-Kräfte nutzend zu durchdringen und dadurch Werke zu schaffen. Dass der Mensch in seinen Handlungen die Kräfte von Himmel und Erde in Bewegung zu versetzen vermag, könnte man beispielsweise so auffassen wie das Lenken eines Viergespanns oder das Steuern eines überdachten Schiffes. Wird der Mensch auch von dem Fahrzeug getragen, vom Dach des Schiffes überdeckt, wie Erde und Himmel ihn tragen und überdecken, so hängt es doch von ihm ab, wohin der Wagen oder das Schiff fährt … Darum heißt es auch im ‚Buch der Dokumente’: Die Taten des Himmels werden stellvertretend vom Menschen getan. Das bedeutet, dass der Mensch durch ein richtiges Ordnen seiner Angelegenheiten die Harmonie der Kräfte des Himmels bewirken und dadurch verdienstvolle Werke vollbringen kann…“
Wie in der Natur so arbeiten auch in unserer Seele polare Kräfte, die notwendig zu aller Lebendigkeit gehören. Sie ermöglichen Bewegung, Entwicklung, Wachstum, Reife, Entstehen und Vergehen. Andernfalls gäbe es nur Starre und Tod. Aber wir müssen diese mächtige innere Bewegung austragen und aushalten. Hier nicht die Kontrolle zu verlieren und zum bloßen Spielball dieser Kräfte zu werden, verlangt eine beherzte, entschlossene, weise und kraftvolle Selbststeuerung. Dann aber kann dieser „Kampf“ zu einem Fest der Freude werden, so dass wir am Ende sagen, das Leben war schön. Dann werden wir erhobenen Hauptes von dieser Welt gehen … wer weiß schon wohin.
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Nutzen Sie die täglichen "Worte der Weisheit", um fünf Minuten Atem und Geist zu beruhigen, still zu werden und sich auf das Wesentliche Ihres Lebens zu konzentrieren.